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Chinesische Entwicklung

 

Chinesische Entwicklung der Kampfkünste:

 

Die Geschichte belegt, dass es in jeder Hochkultur spezielle Entwicklungen des sportlichen Wettstreites  sowie der Kriegskunst gab. Genaue Datierungen sind hierbei nicht möglich und es wird angenommen, dass China die Wiege der asiatischen Kampfkünste sei. Oft wird diese Auffassung mit Legenden versucht zu belegen. Tatsache ist, dass Indien hierbei auch eine große Rolle spielte. Diese Tatsache wird gestützt, da es indische und später auch europäisch-indisch-chinesische Handelsrouten gab, auf denen ein reger Austausch von Informationen stattfand. Eine ganz entscheidende Bedeutung für den unterschiedlichen Verlauf der asiatischen Kampfkünste gegenüber den europäischen war die philosophische Einbettung in die drei großen Religionsgruppen Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus.

Nähere Infos dazu unter der kommenden Rubrik Philosophie.

 

 

Was ist WU-SHU:

 

Die chinesische Kampfkunst ist unter dem Begriff Wu-Shu bekannt. Unter Wu-Shu versteht man alle bewaffnete als auch unbewaffnete Kampfsysteme in China. Daher wird der Begriff oft mit "Kriegskunst" übersetzt. Tatsächlich steht das Zeichen Wu ( 武 ) für Kampf ,Tanz oder hat eine militärische Bedeutung. Das Zeichen Shu ( 术 ) steht für Technik, Fertigkeit oder stellt eine Methode dar.

Im Zusammenhang der beiden Zeichen stellt Wu-Shu ein Phänomen der chinesischen Kampfkünste dar, das unterschiedliche Stile, Kampftechniken, Waffen, Philosophie, Medizinisches Wissen, militärische Praxis und verschiedene religiöse Einflüsse zu einem breiten Komplex vereint! Diese Art der Entwicklung gab es so nur in China und später auch in Japan. Daher kann man China durchaus als die " Wiege der Kampfkünste " bezeichnen.

 

 

Unterscheidungsmerkmale des Wu-Shu:

 

Oft werden die vielen verschiedenen Stile des Wu-Shu in spezielle Klassen eingeteilt:

 

  1. Nach der Herkunft:

   a) nördliche Stile - kraftvolle Bewegungen, hohe Stände, vermehrt Beintechniken

   b) südliche  Stile - weichere geschmeidigere Bewegungen, enge Stände, vermehrt Handtechniken

 

2. Nach der Wirkung:

   a) innere Stile - Konzentration-, Meditation- und Formtechniken zur Entwicklung des Qi

   b) äußere Stile - Abhärtungs- und Krafttechniken zur Erlangung körperlicher Fitness

 

3. Nach der Reichweite:

   a) lange Distanz

   b) kurze Distanz

 

 

Geschichte des Wu-Shu:

 

Genaue Angaben zur Entstehung gibt es nicht und oft werden Legenden zur Untermauerung von Thesen genommen.

Sicher belegt ist, dass auf Geheiß Kaisers Hsiaowen im Jahre 495 n.Chr. ein Shaolin Kloster in Zentralchina an den Füßen des Songshan erbaut wurde.

 

Die weitere Entwicklung ist nicht genau belegt, da es keine detaillierten Aufzeichnungen gibt und geht in eine Legende über:

In ihr wird ein indischer Mönch - Bodhidharma ( chin. Ta-Mo )- beschrieben, der im 6. Jh.n.Chr. zum Shaolin Kloster kam um dort eine neue Art des Buddhismus zu lehren. Da die Mönche dort in einer nicht guten körperlichen Verfassung waren und schnell ermüdeten, unterwies er sie in Körperertüchtigung und spezielle Atemtechniken. Diese gelten heute als die Basis der in China und Japan praktizierten Kampfkünste und sind unter den 18 LuoHan Techniken bekannt.

Dieser Legende sollte jedoch nur wenig Glauben geschenkt werden, da schon lange vor dem 6. Jh. Kampftechniken in Indien und China entstanden sein müssen, bisher jedoch wegen fehlenden Aufzeichnungen nicht beweisbar sind.

In der Ming- Periode (1326-1644 n.Chr.) wird das Shaolin Kloster erstmals wieder erwähnt und einige Quellen weisen auf verschiedene Kampfstile wie Langstock und Speerkampf hin. Weiterhin werden in dieser Zeit erstmalig die kämpfenden Wandermönche des Klosters erwähnt. Ebenso kann man hier festhalten, dass sich die Entwicklung des Wu-Shu in zwei Richtungen entwickelte - in die Unterhaltungs/Vorführungskunst und in die Kriegskunst, in der die Soldaten unterrichtet wurden.

 

Zur Mandschu Zeit (1644-1911n.Chr.) - auch als Qing Dynastie bezeichnet, wurde das Üben der Kampfkunst im Shaolin Kloster erschwert, z.B. verbot Kaiser Yongzheng (1723-1735 n.Chr.) das Boxen und die Stockkunst. Mit der Zeit verlor dadurch das Shaolin-Kloster an Bedeutung und als dann noch eine Art  Widerstandsbewegung dort vermutet wurde, kam es zur Zerstörung des Klosters und zur Verfolgung und Vertreibung der Mönche. Dies war der Anfang vieler Legendenbildungen, auf die sich heute noch viele Systeme beziehen auch das WingTsun.

 

Während der Fremdherrschaft der Mandschus wuchs der Unmut im chinesischen Volk und es bilden sich viele Geheimgesellschaften, die  auf den Sturz der Qing-Dynastie hinarbeiteten.

 

Anfang des 20.Jahrhundert kam es in China - durch westliche Imperialisten - zur Verbreitung von Schusswaffen und genauso wie in Europa verlor auch hier das Wu-Shu seine kriegerische Bedeutung.

 

Während der Kulturrevolution und der Machtübernahme Mao Tse Tungs wurden ab 1949 viele Meister des Wu-Shu vertrieben oder flohen aus dem Land- unter ihnen war auch der letzte Großmeister des VingTsun - Yip Man, der sich in Hongkong niederließ.

 

Nach der Gründung der Volksrepublik China wurde das Wu-Shu offiziell wieder gefördert und ist heute ein fester Bestandteil im Sportunterricht.

Seit 1999 ist die Internationale WuShu Federation (IWUF) ein anerkannter Verband des International Olympic Committee (IOC).

 

Interessante Literatur:

Filipak Kai: Die chinesische Kampfkunst - Spiegel und Element traditioneller chinesischer Kultur

Rafe de Crespigny: An Essay on the Sources for the History of Wu

                                 China- The Land and its People

Lind Werner: Ostasiatische Kampfkünste das Lexikon