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Japanische Entwicklung

 

Was ist BUDO? 

 

Die Japanischen Kampfkünste sind auch unter dem Namen BUDO bekannt, wobei BU  "Soldat" und DO "Weg" bedeutet. Man versteht darunter alle Kampf-, Selbstverteidigungs-, Ritter-, und Kriegskünste.

 

 

Entwicklung eigener Kampfstile:

 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich auch in Japan sowohl eigene waffenlose als auch bewaffnete Kampfsysteme entwickelt haben müssen, da es hier oft zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten China, Korea und Taiwan kam. Bogen, Speer, Schwert und die Reiterei kamen in fast allen frühgeschichtlichen Kriegen als erstes zum Einsatz, daher ist es schlüssig, dass sich in Japan das Bogenschießen (Kyoto-Jutsu), der Schwertkampf (Ken-Jutsu), das Reiten (Bajutsu) und das Ju-Jutsu (waffenlose Selbstverteidigung) eigenständig entwickelt hat. Die japanischen Krieger übten aber nicht nur den bewaffneten Kampf, sondern wurden ebenso in der waffenlosen Kriegskunst

( Bujutsu ) geschult, damit sie sich auch unbewaffnet effektiv verteidigen konnten.

 

Hierzu  zählten:

Yoroikumiuchi - Vorläufer des Ju-Jutsu

Hojo-Jutsu      -  die Kunst den Gegner zu Fesseln

Naroshi-Jutsu -  die Kunst Signalfeuer anzulegen

Suiei-Jutsu      -  spezielle Schwimmtechniken

So-Jutsu.        -  Speerwerfen

Iai-Jutsu          - schnelles Schwertziehen

 

Sie dienten dem Bushi (Kriegerstand) als Vorbereitung für kriegerische Auseinandersetzungen und bildeten die Grundlagen für das Kriegshandwerk der Samurais (12-19.Jahrhundert n.Chr.) - auch als japanischen Ritter bekannt.

Ähnlich den europäischen Rittern lebten auch die Samurais nach einem Ehrenkodex - dem Bushido ( Weg des Kriegers), doch die Entwicklung ging hier in eine andere Richtung, da der Samurai zum schwerttragenden Krieger-Adel ( Buke) gehörte und dem Lehnfürsten unterworfen war. Er hatte ihm zu dienen, was im Wort Samurai – (saburau= dienen oder wachen) enthalten ist.

Im 12. Jahrhundert hatte der Fürst Minamoto-no-Yoritomo die Position eines Shogun ( Groß-Marshall) inne und war damit militärischer Oberbefehlshaber und Regent des japanischen Reiches. Durch die folgenden Bürgerkriege ( 1200-1600 n.Chr.) verstärkte sich die Samurai Klasse und nahm eine zentrale Stellung im Kriegshandwerk ein. Dabei entstanden zahlreiche Kriegskünste mit unterschiedlichen Kampfstilen.

 

 

Integration fremder Kampfsysteme:

 

Durch den Ausbau von Handelsbeziehungen kam es auch hier zwangsläufig zum Austausch kultureller Errungenschaften und zur Integration verschiedener Kampfstile.

Hierbei spielte die Insel Okinawa eine große Rolle, da sie der südlichste Teil Japans zum nahegelegenen China ist und über diese Route erste Handelsbeziehungen zu China, Taiwan und den gesamten asiatischen Raum -  Philippinen, Indonesien, Malaysia usw. - stattfanden. Auf diese Weise kamen auch die unterschiedlichsten Kampftechniken nach Japan, wo sie zu eigenen Systemen weiter entwickelt wurden – z.B. das Okinawa Te welches auf chinesische Kampftechniken basierte und aus dem die Japaner später das Karate entwickelten.

Genauso wie schon in China galt auch hier - nach der Eroberung Okinawas durch die Japaner (1609 n.Chr.) - ein striktes Waffenverbot, weshalb sich gerade bei Bauern aus landwirtschaftlichen Geräten Waffen zur Selbstverteidigung entwickelten - z.B. das Nunchaku aus dem Dreschpflegel.

 

 

Aus Jutsu wird Do:

 

Die Namensendung Jutsu hatte die Bedeutung von Technik, oder Kunst. Schon in der Tokugawa oder Edo Zeit (1600-1860 n.Chr.) und in der anschließenden Meiji- Zeit (1860-1912 n.Chr.) gab es durch religiöse und philosophische Strömungen ( Taoismus, Konfuzianismus, Buddhismus) frühe Bestrebungen, die kriegerischen Aspekte der Kampfkünste zu minimieren und die Betonung mehr auf den Wettkampf und die Charakterschulung zu legen. Da es keine Kriege mehr gab, wurden die Samurais “arbeitslos“ und während dieser Zeit  wurde der Ehrenkodex  erweitert. Die höchste Pflicht aber blieb die unbedingte Loyalität gegenüber ihren Lehensherren. So trat nun der kriegerische Aspekt - durch den zunehmenden buddhistischen (Zen-Buddhismus) Einfluss- in den Hintergrund und die Ausübung der bewaffneten als auch die unbewaffneten Kampfkünste diente nun zur eigenen positiven körperlich-geistig-seelischen Entwicklung!

Ab dem 19. Jahrhundert  trat - durch die erzwungenen Öffnung Japans um 1853 durch die Europäer und der erneuten Öffnung nach dem 2.Weltkrieg – mit der Einführung von Schusswaffen der kriegerische Aspekt des Bujutsu ganz in den Hintergrund und es entwickelten sich wettkampforientierte  Kampfsysteme – das Budo. So wurde aus dem Ken-Jutsu das heutige Kendo, aus dem Ju-Jutsu das heutige Judo, und das Okinawa Te bildete die Grundlage des heutigen Karate.

Karate, Judo und Kendo werden heute an jeder größeren japanischen Hochschule des Landes gelehrt.

 

 

Religiöse/Philosophische Einflüsse:

 

Auch in Japan kamen die Kampfkünste mit dem Konfuzianismus, Taoismus und dem Buddhismus in Berührung und die philosophischen Ideen durchdrangen die Kampfkünste. Seit dem 16. Jahrhundert  wurden die Kampfkünste immer mehr vom Zen-Buddhismus durchdrungen, dabei traten die militärischen Aspekte des Bushido immer mehr in den Hintergrund und neue Trainingsmethoden, die Körper und Geist in Einklang bringen sollten, entstanden.

So wurde aus einer Überlebenskunst langsam eine Selbsterziehungsethik! Gerade der Weg – das “DO“ hat in der japanischen Kultur einen sehr hohen Stellenwert, da er ein wichtiger Bestandteil in der Erziehung, Selbstfindung und der Charakterschulung des Übenden ist!

 

Von nun an wurde durch die Ausübung der Kampfkunst die dahinterstehende Philosophie gelebt!

 

 

 

Interessante Literatur:

 

Werner Lind, Budo-Der geistige Weg der Kampfkünste

Jörg Müller, Geschichte der Kampfkünste

Howard Reid/ Michael Croucher, Der Weg des Kriegers

Wolfgang Weineman, Das Kampfsport Lexikon

Miyamoto Musashi, Fünf Ringe. Die Lehre eines Samurai Meisters

Inazo Nitobe, Bushido. Die Seele Japans

Reinhard Kammer, Zen in der Kunst das Schwert zu führen – Einführung in die altjapanische Fechtkunst.

Gichin Funakoshi, Karate-Do. Mein Weg

Gichin Funakoshi, Karate Jutsu. The Original Teachings of Master Funakoshi

Donn F. Draeger, The Martial Art an Ways of Japan Band 1-3

Catharina Blomberg, Samurai Religion